- Länderrisiko
- Länderrisiko,im weiteren Sinn die Gefahr, ein in Direktinvestitionen, Auslandskrediten oder Exportgeschäften gebundenes Kapital zu verlieren oder eine darin begründete (Gegen-)Leistung nicht zu erhalten; im engeren Sinn das bei grenzüberschreitenden Kreditvergaben bestehende Risiko, dass ein im Ausland ansässiger Kreditnehmer zwar selbst zahlungswillig und zumindest in seiner Heimatwährung auch zahlungsfähig ist, den fälligen Schuldendienst (Tilgung und/oder Zinsen) aber aus übergeordneten, landesbedingten Gründen (z. B. aufgrund von Devisenmangel, Beschränkung des internationalen Zahlungsverkehrs oder Zahlungsverweigerung seines Staates) entweder gar nicht, nur teilweise oder nur verspätet leisten kann. Diese über das kreditnehmerbezogene Bonitätsrisiko tretende Form des Länderrisikos wird auch als Transferrisiko bezeichnet. Ist das entsprechende Land jedoch selbst Kreditnehmer, gehen die beiden Risikoebenen ineinander über (Hoheitsrisiko als Spezialfall des Länderrisikos).Verursacht wird das Länderrisiko durch wirtschaftliche Probleme (z. B. Devisenmangel infolge unzureichender Exporteinnahmen) und/oder durch soziopolitische Faktoren (z. B. Bürgerkriege). Dementsprechend versuchen Analysten, das Länderrisiko abzuschätzen, indem sie eine Vielzahl relevanter Einflussfaktoren (Indikatoren) aus dem wirtschaftlichen und soziopolitischen Bereich untersuchen und beurteilen, wobei sie ausgewählte Indikatoren je nach ihrer Ausprägung mit Punkten bewerten, entsprechend gewichten und zu einem das Länderrisiko repräsentierenden Gesamtpunktwert addieren (Scoringverfahren). Werden mehrere Länder nach ihrem Punktwert aufgelistet oder in Risikoklassen eingestuft, bezeichnet man dies als Länderrating. Da die Erstellung eines Ratings sehr aufwendig ist, greifen viele Investoren beziehungsweise Kreditgeber auf die Ergebnisse publizierter oder von kommerziellen Agenturen angebotener Ratings zurück. Speziell auf das Länderrisiko bezogen existieren z. B. das Institutional Investor Country Rating (Institutional Investor Magazine), der mm-Ländertest (Manager Magazin), der Euromoney-Index (Euromoney Magazine) sowie das FORELEND- und das BERI-System (beide vom Business Environment Risk Information Institute). Inhaltlich unterscheiden sich diese Verfahren nach der jeweiligen Zielgruppe (Exporteure, Banken u. a. Investoren), den analysierten Kriterien und der verwendeten Methodik (Scoringverfahren oder Expertenbefragungen).
Universal-Lexikon. 2012.